Was uns wichtig ist…
Was uns wichtig ist
Als wir neulich einen Aufruf auf Instagram starteten, in dem wir uns von euch wünschten, dass ihr uns sagt, was wir mal so mit euch und für euch bequatschen könnten, kam ein Kommentar, der mir im Kopf geblieben ist. Sinngemäß dieser:
„Was ist euch wichtig? Worauf achtet ihr bei eurer Erziehung? Worauf legt ihr Wert in eurer Beziehung?“ Ich hab mir mal wieder ein paar Gedanken dazu gemacht und hoffe jetzt darauf, dass den einen oder anderen interessiert, was bei mir da oben so durchrattert;)
Anna schrieb heute schon auf ihrem Instagram-Account, dass wir Wert darauf legen, auch im Alltag Zärtlichkeiten auszutauschen. Nicht nur Anna und ich, sondern auch wir und die Kinder.
Das ist auch tatsächlich so. Wer uns persönlich kennt, weiß das glaube ich auch. Wer uns ab und an im Edeka an der Kasse sieht, wie wir versuchen unsere zwei nörgelnden Kinder auf zwei unterschiedliche Art und Weisen (ich mit Zucker, Anna mit Spielzeug) zu beruhigen, damit die Leute nicht gucken, mag vielleicht einen anderen Eindruck haben 😛
Also, für uns als Paar ist es sehr wichtig, dass wir uns auch im Alltag und trotz Kinder als Paar, also als Liebespaar wahrnehmen. Wir mögen kleine Überraschungen, kurze Umarmungen, auch mal ein Küsschen zwischendurch.
Natürlich ist es nicht mehr wie in der Anfangszeit unserer Beziehung. Wenn man so frisch verliebt ist, kann man die Finger kaum voneinander lassen. Man ist neugierig, hat einen Tunnelblick, der nichts rechts und links vom Objekt der Begierde ins Blickfeld rücken lässt. Man denkt immer und überall an die Liebe und möchte nichts mehr als sie in allen denkbaren Formen mit dem oder der anderen zu teilen.
Nach mehr als 7 Jahren Beziehung, während welcher wir uns so gut wie immer so nah, wie es nur irgend möglich war, gewesen sind, erlosch unser Feuer ein bisschen. Je älter wir wurden, desto komplexer wurden unsere Welten. Schwieriger Alltag, viel Stress, immer mehr Verpflichtungen bei immer weniger Zeit. Mittlerweile ist es so, dass wir beide sehr zeitintensiven Beschäftigungen nachgehen, die nicht wirklich eine Grenze zwischen Arbeit und Privatem erlauben. Ganz nebenbei haben wir ja auch noch zwei Kinder…
Dass dadurch manchmal die Zeit und die Lust auf Zärtlichkeit und Liebe fehlt, geht glaube ich, nicht nur uns so. Und da finde ich, dass es umso wichtiger ist, mit kleinen Gesten, Worten und Berührungen zu zeigen:
„Ich hab dich nicht vergessen.. Ich hab nur im Moment zu viel anderes im Kopf, um mich so um dich zu kümmern, wie ich gern würde.“
Was wir aber immer machen, ist ein Kuss zum einschlafen, einer nach dem Aufstehen. Zum Abschied und zur Begrüßung. Man könnte jetzt sagen, dass das die Pflicht ist und die Kür halt alles, was darüber hinaus geht. Aber Pflicht ist meist so negativ behaftet. Sagen wir einfach: Es ist eine schöne Pflicht. 🙂
Und dann, wenn Sie kommen. Die Momente, in denen man wieder nur Zeit für sich und die Partnerschaft hat, ist es wichtig die Zeit intensiv zu nutzen. Ein Beispiel dafür war unser letztes Pärchenshooting.
Die Bilder waren nicht wirklich gestellt. Karolin, unsere Fotografin, machte das toll. Wir sollten einfach sein. Uns einfach treiben lassen und einfach das machen, was uns in den Sinn kommt. Und da waren wir. Anna und ich bei tollem Wetter, schöner Kulisse und nichts um uns herum außer uns. Es entstand eine Wahnsinns-Stimmung zwischen uns. Ich kannte das schon aus unseren Schwangerschafts-Shootings. Es knisterte unheimlich stark zwischen uns. Es kribbelte echt doll im Bauch und wir genossen es, nur uns zu haben und das auf eine tolle Art und Weise festhalten zu können. Am Ende hatten wir wunderschöne Bilder, bei denen wir gar nicht entscheiden können, welche davon wir in unsere Wohnung hängen sollten. Was wir aber auch hatten, war eine Menge Spaß.
Und das ist fast noch wichtiger. Wir hatten eine intensive Zeit und haben diese intensiv genutzt. Auch wenn im Alltag manchmal Frust aufkommt, weil man denkt, der andere macht dieses oder jenes falsch oder anders als man selbst es erwartet hat. Wenn wir die Gelegenheit und Zeit haben, dann wissen wir das zu schätzen und nutzen es intensiv.
Und genau das möchten wir auch unseren Kindern vermitteln. Auch wenn wir im Alltag manchmal streng, verärgert teilweise manchmal sogar grob sind, sollen unsere Kinder wissen, wie sehr wir sie lieben und dass sie sich immer auf uns verlassen können.
Und ich denke, dass sie das auch echt wissen. Besonders die Momente, wo wir alleine Zeit mit einem der beiden verbringen sind bei uns sehr intensiv.
Emil und ich sagen uns gegenseitig „Ich liebe dich“, er kuschelt viel und wir tauschen Zärtlichkeiten aus, die er so im Alltag oder in der Öffentlichkeit nicht zulassen würde. Das klingt grad ziemlich eklig, wenn ich das so schreibe. „Zärtlichkeiten austauschen, wie man es in der Öffentlichkeit nicht machen würde.“ – aber ich denke, ihr wisst, was ich meine.
Yuna und Emil sollen lernen, sich an den kleinen Sachen des Lebens zu erfreuen. Sollen wissen, dass nicht Spielzeug und Markenklamotten wichtig sind, sondern die Menschen um einen herum. Die Natur, die es zu schützen und erhalten gilt. Wir versuchen weiterhin, beide Kinder zu Menschen zu erziehen, die offen für Neues sind. Die die Welt mit offenen Augen sehen und sich mit den Dingen, die in der Welt passieren auseinandersetzen. Das ist besonders mir ein großes Anliegen. Ich finde, dass es wichtig ist, zu wissen, was da draußen los ist und wie ruhig und schön es bei uns ist und wie gut es uns deshalb geht. Meiner Generation wird manchmal vorgeworfen, nicht zu wissen, wie gut es uns geht, weil es uns noch nie schlecht ging. Ich weiß ja nicht, wie’s euch geht. Aber ich möchte nicht, dass es uns oder unseren Kindern schlecht geht. Damit ist, meiner Meinung nach, niemandem geholfen. Trotzdem möchten wir, dass die Kinder schätzen lernen, wie gut es ihnen geht. Wir haben Privilegien, die viele viele Menschen nicht haben. Das möchten wir unseren Kindern angemessen vermitteln. Schon jetzt machen wir das auch. In Emils Kita waren ein paar Monate lang ein paar Flüchtlingskinder aus Afghanistan und Syrien und Emil hatte viele Fragen. Warum sind sie hier? Wieso sagt Maria, dass Asmara grau ist? Wieso kommt ihr Papa jeden Tag mit dem Bus statt mit dem Auto? Emil hat das viel beschäftigt und es machte mich echt stolz, als uns im Entwicklungsgespräch gesagt wurde, dass er einer derjenigen ist, der Asmara an die Hand nimmt und ihr alles zeigt und ihr im Alltag hilft. Ohne Berührungsängste. Und diese Berührungsängste gab es bei anderen Kindern tatsächlich. Emil kommt mit sehr vielen, sehr unterschiedlichen Menschen zusammen. Ob im Kindergarten oder im privaten Bereich. Und wir versuchen auch, ihm beizubringen, dass alles normal ist und dass man alles respektieren sollte.
Er soll Respekt haben, sich aber nicht unterjochen lassen, sondern seinen Standpunkt vertreten. Von daher, bin ich manchmal insgeheim stolz, wenn er mit allen Mitteln friedlich sein Anliegen nach einem Ü-Ei an der Kasse durchsetzen will… 😀
Wie ist das bei euch? Setzt Ihr euch intensiv mit sowas wie der Flüchtlingssituation auseinander? Beantwortet ihr Fragen dazu, die die Kinder haben? Oder seid ihr eher der Meinung, dass wir unsere Kinder vor Einflüssen wie diesen schützen sollten, bis sie ein bestimmtes Alter erreicht haben? Wenn ja, welches?
Würd‘ mich echt interessieren!. Schreibt mir einfach in die Kommentare 😉
Bis dahin. Haltet die Ohren steif!
– Franz –
Ich bin zwar erst 15, aber ich finde es echt toll, dass Emil alle Menschen akzeptiert 🙂 Ich helfe mindestens einmal pro Woche in einem Flüchtlingsheim. Ich lerne mit den Kindern, unterhalte mich mit Erwachsenen usw. es tut mir wahnsinnig gut, allein die Gesichter von den Menschen zu sehen tut mir gut. Sie sind so dankbar und liebevoll:) Leider finde ich es schade, dass so viele Menschen gegen Flüchtlinge / Ausländer sind und letztendlich sind wir alle gleich:) Mich macht es immer wieder traurig, mich nicht äußern zu können oder mein Glück zu teilen ( über die Flüchtlinge bei anderen Menschen) Heutzutage muss man in der Gesellschaft aufpassen, was man sagt:( Es macht mich traurig 🙁 LG Kathi
Im Kindergarten meiner kleinen gab es noch nie mit einem Kind aus einer anderen Kultur Probleme, zumindest nicht unter den Kindern. Den kleinen ist es völlig schnurz, wie ein anderes Kind aussieht,woher es kommt oder welche Sprache es spricht. Gemeinsames Spielen kennt dort keine Sprache. Es wird mit Händen und Füßen und Geräuschen und Zeigen kommuniziert. Ich muss dazu sagen, dass es nur eine Halbtagseinrichtung ist und dadurch die Kinder eher aus gut situierten Familien kommen, in denen sehr viel Werte vermittelt werden. Nicht, dass das in weniger gut situierten Familien per se nicht passiert, um Himmels Willen, aber eine gewisse Tendenz lässt sich hier bei uns im Viertel in Berlin schon erkennen.
Was ich aber eigentlich damit sagen will ist, dass ich davon überzeugt bin, dass Kinder ohne Vorurteile zur Welt kommen und diese erst durch ihre Umwelt eingetrichtert bekommen. Das finde ich unfassbar traurig. Deshalb ist es umso wichtiger, als Eltern in gewissem Maße dagegen zu steuern und die Kinder nicht vor Flüchtlingskinder abzuschirmen. denn wie sollen die Kinder denn sonst lernen, dass das ganz normal ist?
Toll, dass Emil auch ein so offenherziges Kind ist und mit den Werten, die ihr im vermittelt, wird er das sicherlich auch bleiben.
Lg, Lisann
Lieber Franz. Das hast du unglaublich gut geschrieben.
Und jetzt solltest du mal Anna heiraten. Es ist nämlich das größte Glück auf Erden einen Partner gefunden zu haben, der das Leben in großen Teilen ähnlich sieht. Und ihr beiden macht das zusammen unglaublich toll mit euch und euren Kindern.
Viele Grüße,
Kamila
Bei uns in der Provinz kann das schon mal vorkommen, dass Kinder und teilweise sogar Eltern Menschen aus anderen Kulturen nur aus dem Fernsehen kennen. Entsprechend groß ist dann die Unsicherheit sowohl bei Eltern als auch Kindern.
Die Kita und deren Belegschaft hat das aber grandios gehandhabt. Sie haben die neuen Kinder einfach als das gesehen, was sie sind: Kinder. Und die spielten genauso mit den anderen Kindern, wie alle anderen.
Auch Religionen und kulturelle Bräuche und Ähnliches spielen im Altern von 2-6 jetzt nicht die riesen Rolle.
Ich musste auch die Erfahrung machen, dass Kritik an und Hass auf Flüchtlinge kein Phänomen von armen und dummen Leuten sind.
Wir denken, dass eine vorurteilsfreie Erziehung nicht möglich ist, streben aber eine vorurteilsbewusste Erziehung an. Kinder sollen ihre eigenen Erfahrungen machen und darauf aufbauend die Vorurteile widerlegen.
Liebe kamila sie müssen doch nicht heiraten wenn sie auch so glücklich sind man sollte dann heiraten wenn das paar meint es ist nun der Augenblick dafür gekommen und wenn man Kinder hat so wie in ihrem fall würde ich mal sagen ist es erst mal wichtiger diese bereit zu machen für ihren eignen Lebens weg weil heiraten das. Ist nicht Pflicht es ist sache. Des Wollens des paares zum bei Spiel ich und mein Freund haben gesagt das wir vlt in 12 Jahren heiraten wollen sind denn noch verlobt und glücklich was wir nun erst mal wollen ist Arbeit dann vlt eine Familie und am ende steht die Hochzeit den auch ohne ehe kann ein paar für immer zusammen sein und glücklich 😉
Lieber Franz,
das ist ein toller Beitrag mit viel Potenzial zum Nachdenken über die eigenen Erziehungsziele. Danke dafür.
Noch nie zuvor habe ich Kommentare von einem Mann gelesen. TOLL! Einfach nur toll! Bin gerade so begeistert, lieber Franz! Ich sehe das ganz genauso wie ihr. Wie so oft. Und du bist so wunderbar ehrlich! Das gefällt mir total!
Wie bereits gesagt: Mehr von diesen Gedankengängen! BITTE 🙂
Hallo, Franz und Anna,
ein toller Beitrag!!! 🙂
Ich habe indirekt mit Flüchtlingen zu tun: Meine Mutter ist Grundschullehrerin und hat insgesamt drei Flüchtlinge in ihrer Schule, ein Mädchen ist in ihrer 1. Klasse. Da bekomme ich viel mit und überlege zusammen mit meiner Mutter, wie man die kleine Bayan fördern kann. Ich bin außerdem Babysitterin von Philipp (5) und Romy (7). Romy kenne ich noch nicht so lange; auf Philipp passe ich seit seiner Geburt auf (wir sind Nachbarn). Ich habe Philipp durch die letzten fünf Jahre begleiten dürfen, ihn aufwachsen sehen und dabei mitwirken dürfen. Und darf es immer noch! Philipp kann mit seinen fünf Jahren schon mehr verstehen als so manch einer glaubt und er ist seit diesem Sommer in einem internationalen Kindergarten. Da kommt er an verschiedenen Menschen nicht vorbei 😉 . Und er liebt es, die Kulturen der anderen Kinder zu lernen.
Ich finde es super, wie ihr das mit Emil macht!!! Er wird bestimmt auch später noch respektvoll mit den anderen Kindern und Jugendlichen umgehen! 🙂
So, das war jetzt aber lang! 😉 Liebe Grüße von Katy